Willkommen | | Fakten | Fremder! Willkommen, willkommen hier bei uns. Trete ein und erzähl - bist du Engel, Dämon, Mensch? Wir müssen es wissen! Wozu, wunderst du dich? Lass dir raten, sei klug und sprich mit Mut. Einzig Wahrheit ist gesucht. | | x Eröffnung: 10.03.2019 x Rating: 14+ x Mindestpostinglänge: 500 Zeichen x Animebezogenes Fantasy-RP x Orts- u. Szenentrennung | Quiklinks | | Online | | | Benutzer, die momentan in diesem Forum sind: Keine
|
|
| Take me back, I fuckin' hate it |
| | |
---|
Tristan Okami
| Thema: Take me back, I fuckin' hate it 21.09.24 21:13 | |
| Take me back, I fuckin' hate it
Nach einem heftigen Streit ist Aidan verschwunden. Tristan wohnt allein in einer Wohnung voller Umzugskartons, und trotz Suchaktionen in der Stadt konnte er den Mischling nicht ausfindig machen. Ob die beiden sich wohl wieder zusammenraufen können?
Zeit:Anfang November, Abend Ort: Grenzgebiet, Haus von Tristan & Aidan Teilnehmende: Tristan Okami und Aidan Faelan
|
Zuletzt von Tristan Okami am 13.11.24 16:16 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 21.09.24 21:13 | |
| Tag 1, abends Einsamkeit rumorte schlimmer als so manche Wut. Sie nagte am Inneren, leise und beständig, und am Ende blieb nichts weiter als ein dunkles Loch im Magen, das nicht einmal Essen zu füllen vermochte. Inzwischen waren etwa vier Wochen ohne Lebenszeichen des Mischlings vergangen. Unzählige Male hatte Tristan sich in die Stadt gewagt und nach einem weißen Schopf oder schwarzen Schwingen gesucht – ohne Erfolg. Er wusste nicht einmal, wo Aidan sich aufhalten könnte. Vielleicht hatte er auch einfach die Stadt verlassen? Tristan seufzte schwer und fuhr sich durch's Gesicht. Er saß auf der Couch, den Oberkörper nach vorn gelehnt und die Ellenbogen schwer auf die Knie gestützt. Sein Blick wanderte durch das Zimmer, das ihr gemeinsames Wohnzimmer hätte sein sollen. Noch immer stand es voller Umzugskartons, die Tristan nicht angerührt hatte, seit Aidan und er sich verkracht hatten. Genau deshalb hatte er nicht gewollt, dass die Mauer um sein Herz einstürzte. Es hatte sich leichter leben lassen, als er allein und nur für sich selbst verantwortlich war. Jetzt hatte er Aidan aufgrund seiner eigenen Dummheit verloren. Nicht so endgültig und unbarmherzig wie er einst Minato verloren hatte, und doch: dass Aidans leise Schritte sich ihm nicht von hinten näherten, wenn er sich zum Kochen zwang und nachts keine ruhigen Atemzüge verrieten, dass das Mischlingswesen selig neben ihm eingeschlafen war ... dass kein Lachen durch ihr neues Zuhause hallte und inzwischen selbst der letzte Hauch des Dufts des Mischlings verflogen war – all das sorgte dafür, dass Tristan sich in ihrem neuen Zuhause am Stadtrand so viel einsamer fühlte als in seiner Hütte im Wald. Dort war er immerhin umgeben gewesen von Natur, von Tieren, vom Rascheln der Blätter im Wind, während ihn hier vor der Tür nur Beton, weihnachtliche Dekoration und Fassaden begrüßten. Er hatte es verbockt. Sie beide hatten es verbockt. Wenn er nur ein wenig mehr Selbstbeherrschung gehabt hätte ... über 800 Jahre Lebenserfahrung, und doch hatte einfach eins zum anderen geführt. Am Ende war er verschwitzt und zufrieden gewesen, erleichtert von Anspannung, die sich im vergangenen Jahr seit Aidans und Tristans Dusche angestaut hatte. Doch dann hatte das schlechte Gewissen eingesetzt. Er und Aidan hatten nie wirklich Grenzen abgesprochen, und doch war Tristan sich bewusst darüber, dass seine Aktion Aidan verletzen würde. Er hatte Aidan seinen Ausflug gleich am selben Abend noch gebeichtet. Bei der Erinnerung an den verletzten Blick Aidans schluckte Tristan, dann schüttelte er den Kopf. Es brachte nichts, darüber nachzugrübeln. Es war zu spät. Er hatte den Mischling in sein Leben gelassen, sich auf ihn eingelassen, und nun war er fort. Und auch, wenn sie in den Wochen kurz vor und direkt nach dem Umzug viel gestritten hatten ... er hatte selbst dafür gesorgt, dass die Person, die nach Minato endlich einen Weg in sein Herz gefunden hatte, nun nichts mehr von ihm wissen und auch nicht von ihm gefunden werden wollte. Tristan seufzte erneut. Es half alles nichts. Er würde sein Leben leben müssen. Das hatte er Minato versprochen, und er würde dieses Verhalten auch nicht für einen dahergelaufenen Mischling mit so wunderbar weißem Haar und weichen, schwarzen Schwingen brechen. Und wenn das bedeutete, dass er sich wieder vor der Welt verschließen und zurück in seine Hütte im Wald ziehen musste! |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 21.09.24 22:41 | |
| Laut heulte der Wind durch die leeren Räume des alten Bahnhofs. Weit am Rande der Stadt war dieses Gelände irgendwie etwas in Vergessenheit geraten und seit einigen Wochen bereits sein Versteck und Zuhause. Das Dach war an einigen Stellen eingefallen, die Fenster eingeschlagen oder irgendwann einmal mit Bretten vernagelt worden. Es knarzte in den alten Balken und jede Nacht war Aidan einfach froh, dass das alte Gemäuer nicht über ihm eingestürzt war. Zitternd vor Kälte schmiegte er die dunklen Schwingen fester an den Körper, kuschelte sich tiefer in die Federn und zog die Beine fest an die Brust. Er hatte sich noch nie so unfassbar einsam und verlassen gefühlt, wie in diesen letzten vier Wochen.
Der Streit war genau das gewesen, wovor sich Aidan die ganze Zeit schon gefürchtet hatte. Es hatte schon länger in ihm gebrodelt und an diesem einen Abend...da war es einfach zu viel geworden. Der Umzug war stressig und es gab einiges hin und her. Versprechen, die gemacht und nicht gehalten wurden und Aidan verunsichert zurückgelassen hatten. Dazu die lästige Suche nach einer passenden Stelle für ihn, denn die Wohnung war nicht allzu günstig und er wollte Tristan wirklich nicht alleine auf den Kosten sitzen lassen. Das würde sich einfach falsch anfühlen...und dann kam Tristan abends nachhause und Aidan wollte ihm schon freudestrahlend berichten, dass er vielleicht eine Stelle gefunden haben könnte...bis der Schlag ins Gesicht für ihn kam. Tristan war bei jemand anderen gewesen und Aidan war regelrecht erstarrt. War für einige lange Momente erschreckend ruhig geworden, bis die Wut in ihm hervorgebrochen war und am Ende hatte er es nicht länger in den gemeinsamen vier Wänden ausgehalten.
Er war lange ziellos durch die Stadt gelaufen, den Bauch voller Wut und das Herz voller Schmerz, bis er am alten Bahnhof vorbei kam und sich in den leeren Hallen die Seele aus dem Leib heulte. Die Wut war nach und nach verflogen, aber der tiefe Schmerz war geblieben und sorgte noch immer dafür, dass sich in ihm regelmäßig alles zusammenzog. Inzwischen war da aber auch etwas anderes: Sehnsucht. Er vermisste Tristan wahnsinnig. Sehnte sich so sehr danach, sich wieder in dessen Arme flüchten zu können, nach dessen Stimme an seinem Ohr und nach der Wärme ihrer beider Körper unter weichen, schweren Decken. Er wollte zurück, aber würde Tristan ihn überhaupt noch haben wollen? Oder war er längst bei dieser anderen Person?
Ein leises Schluchzen entkam seiner wunden Kehle. Er hatte Angst, so unfassbare Angst davor, zurück zu kommen und wieder vertrieben zu werden. Aber er wollte nicht länger in diesem kalten, einsamen Bahnhof leben, wollte nicht länger Tristan vermissen, auch wenn dessen Betrug noch tief saß.
Bebend raffte er sich auf und streckte die steifen Glieder, rieb sich die kalten Hände und versuchte etwas Wärme in die Handflächen zu blasen. Die kalten Temperaturen hatten ihren Tribut gefordert und Aidan wusste, dass aus seinem Schnupfen und dem kratzenden Hals sicherlich in den nächsten Tagen eine schöne Erkältung werden würde. Ein Grund mehr, warum er wieder zurück nach Hause wollte. So verließ er das herabgekommene Gebäude und machte sich auf den Weg. |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 21.09.24 23:35 | |
| Zeit verstrich, in der Tristan weiter so auf der Couch saß und trüben Gedanken nachhing. Doch dann erregten tanzende Schatten auf dem Laminat seine Aufmerksamkeit. Von hier wanderte sein Blick zum Fenster: die Äste des einsamen Baums vor dem Wohnzimmerfenster wiegten sich im Wind und sorgten gemeinsam mit den Straßenlaternen für Schattenspiele, die Menschenkinder Tristans Wissen nach häufig gruselig fanden. Tristan runzelte die Stirn. Das hieß auch, dass es wieder kälter werden würde! Mit einem Ruck richtete er sich auf. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlüpfte er in seinen liebsten Mantel, legte sich einen Schal um und schlüpfte in die Schuhe. Er machte sich keine großen Hoffnungen, Aidan zu finden – und was er tun sollte, wenn er ihn fand, wusste er auch nicht. Aber er konnte auch nicht einfach tatenlos herumsitzen. Bei dem Glück des Halbengels würde er ihn wieder mit verletzten Flügeln irgendwo finden und gesund pflegen müs- Nein! Aidan würde in Ordnung sein. Er musste sich einen guten Schlafplatz gesucht haben. Vielleicht hatte er ja auch einen Unterschlupf gefunden? An der Tür zögerte Tristan erneut. Sollte er wirklich nochmal nach dem Halbengel suchen? Verärgert schüttelte Tristan den Gedanken ab. Dann würde er ihn eben nicht suchen, sondern die dekorierten Fenster und Vorgärten bestaunen – in der Wohnung hielt er es aber auch nicht länger aus. Mit grimmigem Blick trat er nach draußen und zog (nachdem er sichergestellt hatte, dass der Schlüssel ordnungsgemäß in seiner Hosentasche verstaut war) sorgfältig die Tür hinter sich ins Schloss. Draußen blickte er sich um. Es war noch immer ungewohnt, nicht einfach den Wald vor der Haustür zu haben. Hinter den Fenstern brannte Licht, und obwohl es noch nicht allzu spät war, würden Familien ihre jüngsten Sprösslinge allmählich ins Bett bringen. Die Straße lag ruhig und verlassen da, nur eine Katze saß am Wegesrand und putzte sich ihre Pfoten. Einem Impuls folgend, wandte sich Tristan nach rechts, in Richtung Stadtzentrum. Vielleicht würde er Aidan ja hier aufstöbern können, oder jemanden finden, der den weißhaarigen Mann gesehen hatte? So unauffällig, dass er einfach verschwinden konnte, war der Halbengel nun wirklich nicht! Mit wallendem Mantel machte Tristan sich also auf den Weg. Straße um Straße schritt er ab, betrachtete Fenster, Garagen, dunkle Gassen zwischen den Häusern. Doch nirgendwo auch nur die kleinste Spur von Aidan. Nicht einmal eine schwarze Feder konnte er ausfindig machen. Schließlich musste Tristan sich eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, weiter die Straßen zu durchforsten. Es war dunkel und kalt, die meisten Menschen befanden sich in ihren vier Wänden ... und die, die noch unterwegs waren, beäugten ihn nur misstrauisch. Also folgte er anderen Straßen, um nicht dieselbe Strecke doppelt abzugehen, und machte sich so auf den Rückweg zu ihrer – eigentlich gemeinsamen – Wohnung. Vielleicht war Aidan ja wirklich irgendwo untergekommen und saß im Warmen bei einer Tasse Tee. Dann bräuchte Tristan sich keine Sorgen mehr um ihn machen. - Mantel Inspo Tristan:
https://i.pinimg.com/564x/22/02/b5/2202b55370cfa9a58910363f2da2f46a.jpg
|
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 22.09.24 22:26 | |
| Aidan sah die meiste Zeit starr auf den Weg vor sich. All die schönen, dekorierten Fenster und die glücklichen Familien und Pärchen lösten ein unwohles Gefühl in ihm aus. Hach, was wünschte er sich nur, in genau so einer Familie aufgewachsen zu sein. Kurz nur blieb er stehen und hob den Blick, um die Weihnachtsdekoration zu bestaunen, mit welcher die Altstadt geschmückt worden war. Bunte Laternen und Lichterketten, die sich zwischen den Häusern hin und her spannten und alles in ihr sanftes Licht tauchte. Auch wenn er früher den Winter nie gemocht hatte - das Leben auf der Straße wurde dann immer besonders hart - die schönen Dekorationen hatte er immer gemocht, vor allem Abends, wenn es dunkel wurde und man sich wie in einer anderen Welt vorkam. Ein lachendes Pärchen ging Hand in Hand an ihm vorüber und er ließ den Blick traurig wieder sinken, hart gegen den Kloß in seiner Kehle schluckend. Er könnte jetzt mit Tristan auch so durch die Straßen wandern... Er kniff die Augen zusammen und kämpfte gegen die Tränen an, die ihm bereits in den Augen brannten, bevor er tief durchatmete und seinen Weg weiter fortsetzte. Ein kalter Wind kam auf und pfiff durch die Gassen, ließ ihn mit den Zähnen klappern. Er war so dumm gewesen und hatte die Wohnung ohne Jacke oder Mantel verlassen und später war er zu wütend gewesen, um noch einmal umzukehren. Fröstelnd legte er die Flügel an und stäubte das Gefieder, ganz wie es die dicken Spatzen auf den kahlen Ästen der Bäume taten. Mit dem nächsten Windstoß löste sich eine der dunklen Federn und wurde tanzend davon getragen. Aidan verfolgte ihren sanften Flug, wie sie immer wieder sank und dann wieder empor gehoben wurde, bis sie auf der Schulter eines Mannes ein Stück weit vor ihm nieder sank. Seufzend betrachtete Aidan dessen warmen Wintermantel - oh so einen hätte er jetzt auch gerne. Etwas erinnerte er an Tristans Lieblingsmantel, schoss es ihm durch den Kopf. Als der Fremde unter einer Straßenlaterne kurz zu stehen kam, setzte Aidans Herz einen Moment aus. Das...das war doch Tristan! Panik stieg plötzlich in ihm auf und er versteckte sich etwas hinter einer Häuserecke. Ob Tristan gerade auf dem Weg nach Hause war, nachdem er jemanden besucht hatte? Oder gerade auf dem Weg dorthin? Die Ungewissheit nagte an ihm und er war kurz davor, wieder umzudrehen und von seinem Vorhaben abzusehen. Es war doch ohnehin dumm...warum sollte Tristan ihn wieder mit zurück nehmen? Er hatte ihn so laut angeschrien und ihm solche Vorwürfe gemacht, er war sicherlich auch sehr wütend auf ihn. "Tristan....es tut mir leid..." krächzte er leise, brachte nur mit Mühe überhaupt einen Ton zustande. Seine Kehle fühlte sich an, als würde jemand versuchen ihn zu erdrosseln und in seiner Brust zog sich alles schmerzhaft zusammen. Ein Schluchzen rang sich aus seiner Kehle und er versteckte das Gesicht in den Händen. |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 03.10.24 20:35 | |
| Die Weihnachtszeit strotzte nur so vor glücklichen Familien und Pärchen – so kam es Tristan jedenfalls vor. Und doch wusste er, dass er nicht der einzige sein konnte, der sich in dieser kalten Jahreszeit nicht an eine andere Person schmiegen konnte, nicht die schönen Dekorationen teilen und in keine vorfreudig leuchtenden Augen blicken konnte. Ob er aufhören sollte, Aidan zu suchen? Wenn der Mischling nicht gefunden werden wollte, würde Tristan ihn wohl kaum finden. Er hatte es versäumt, sich bei Aidan nach beliebten Spots zu erkundigen, schließlich war er nicht davon ausgegangen, dass der Weißhaarige freiwillig auf die Straße zurückkehren würde. Und dann auch noch im Winter, ohne Jacke! Was hatte er sich nur dabei gedacht, so aus dem Haus zu stürmen?!
Ein kalter Wind ließ Tristan schaudern. Er bließ ihm direkt in den Nacken, und Tristan fühlte sich, als wolle er ihn antreiben, schneller nach Hause zurückzukehren. Mit einem grimmigen Lächeln verlangsamte Tristan seinen Schritt und blieb letztlich unter einer Straßenlaterne ganz stehen, um in den Himmel zu blicken. ‚Auch klug, so direkt unter der Laterne nach Sternen Ausschau zu halten’, dachte er sarkastisch. Dann aber erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Etwas kitzelte ihn am Ohr, und als er den Kopf drehte, erblickte er eine schwarze Feder, die sanft auf seiner Schulter gelandet war. Dann glaubte er, seinen Namen und dann ein Schluchzen hinter sich zu vernehmen. Langsam klaubte er die Feder von der Schulter, drehte sie am Federkiel nachdenklich zwischen den Fingern. „Aidan!“, entkam es ihm leise, ungläubig. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Aidan konnte ja nicht weit sein, wenn er ihn sogar gehört hatte! Eine Krähenfeder zu dieser Stunde konnte die schwarze Feder ja nicht sein, richtig? Sie durfte nicht!
In seinem plötzlichen Eifer wäre Tristan beinahe an der Häuserecke vorbei gegangen, hinter der sich ein weißer Haarschopf verbarg. Einzig, dass die hellen Haare so in der dunklen Gasse leuchteten, brachten Tristan dazu, wie angewurzelt stehenzubleiben und auf das Häuflein Elend zu blicken, das das Gesicht vor ihm verborgen hatte. „Aidan.“ Ein Wort. Ein Name. Ein Name, den er in den vergangenen Wochen so häufig gedacht hatte. Tristan konnte selbst nicht sagen, wie er sich gerade fühlte. Überfordert, erleichtert, verärgert, abgekühlt? Irgendwie alles davon. Er wollte den Mischling in die Arme schließen, ihn halten. Ihm sagen, dass alles gut war. Doch Tristan wäre nicht Tristan, wenn er genau das gerade könnte, in dieser Situation aus Überforderung, mit Wochen des Hoffens und Bangens und mühsamem Mauer aufbauen. Nun stand er da, starrte Aidan einfach nur an, die verdreckten Hände, die zerzausten Haare, die schmalen Schultern, die nur so bebten. Langsam hob Tristan die Hände, öffnete ebenso langsam den langen, warmen Mantel, den er trug. Ohne auf möglichen Widerspruch zu hören, schob Tristan sich den Mantel von den Schultern. Kurz noch zögerte er, hätte Aidan am liebsten erst duschen geschickt, doch dann legte er den noch von Tristans Körper angewärmten Mantel um Aidans bebende Schultern. Dann drehte er sich um, ging ein paar Schritte in Richtung zuhause. Wandte sich nochmals um, um zu fragen: „Kommst du?“ – um dann den Weg nach Hause einzuschlagen, ohne nochmals zurückzuschauen. Aidan war davongelaufen, hatte sich sogar vor ihm versteckt, statt sich von ihm finden zu lassen. Tristan wusste, dass er daran nicht ganz unschuldig war, er den finalen Auslöser geliefert hatte, um in großen Streit zu geraten. Und doch war es jetzt an Aidan, zu entscheiden, ob er zurückkehren wollte, oder weiter auf der Straße leben. Zu irgendetwas zwingen konnte und wollte Tristan den zierlichen und doch so starken Mischling nicht. Schließlich sollte er doch freiwillig nach Hause kommen wollen, oder nicht? ‚Nach Hause...’ |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 06.10.24 22:27 | |
| Aidan wagte es nicht, die Hände sinken zu lassen, als er hörte, wie die Schritte vor ihm zu stehen kamen. Und er erstarrte, als er seinen Namen hörte. Ungläubig, leise gehaucht. Ihm rieselte ein Schauer über den Rücken und es entkam ihm nur ein weiteres halb ersticktes Schluchzen. Seine Schultern sacken herab und die dunklen Schwingen drückten sich etwas fester um den zitternden Körper. Er erwartete irgendwie, dass Tristan ihn anschrie, schüttelte , ihn einen Idioten schimpfte, irgendwas. Stattdessen raschelte es nur leise und etwas warmes legte sich um seine Schultern. Einen kurzen Moment lang hielt er den Atem an und dann ließ er die Hände langsam sinken, sah Tristan scheu aus müden, geröteten Augen an und ergriff den Mantel, zog ihn fester um sich und vergrub die Nase tief in dem schweren Stoff. Er roch nach Tristan, durch und durch und Aidan schloss die Augen, konnte die Gefühle kaum beschreiben, die in ihm tobten. Er war so froh und erleichtert, so glücklich und doch irgendwie immer noch sauer und verletzt. Wollte weinen und schreien und Tristan um den Hals fallen, sich an ihn drücken und ihn nicht mehr loslassen ...aber er tat nichts dergleichen. Stattdessen stieg Panik in ihm auf, als er die Augen aufschlug und sah wie Tristan sich schon wieder ohne ein weiteres Wort von ihm entfernte. Wollte Tristan ihn also doch nicht mehr bei sich haben? War der Mantel ein Abschiedsgeschenk, ein kleiner Akt der Güte, bevor man ihn für immer verließ? Seine Kehle schnürte sich zu und er senkte den Blick, blinzelte gegen die Tränen an. 'Kommst du?' Worte mit denen Aidan nicht mehr gerechnet hatte. Die ihn den Blick wieder heben ließen, diesmal ungläubig und doch wieder hoffnungsvoll. Tristan wollte, dass er mit kam? Also hatte er doch noch eine Chance? Man wollte ihn doch nicht stehen lassen. Ein Ruck ging durch ihn und er stolperte ihm hastig hinterher, schloss auf und blieb doch immer einen Schritt hinter ihm. Vor dem Streit hätte er nun fröhlich nach Tristans Hand gegriffen, wäre breit lächelnd neben ihm her gelaufen und hätte die Lichter bestaunt. So nun sah er nur beklemmt auf den Boden, während er Tristan wie ein Schatten folgte. Gelegentlich zuckten seine Finger, streckten sich scheu in Tristans Richtung aus und trauten sich doch nie, die letzten Zentimeter zu überwinden und ihn scheu zu berühren.
Und dann....dann kamen sie endlich zuhause an und Aidan blieb scheu in der Tür stehen. Erwartete eine andere Stimme zu hören..aber da war niemand anderes in der Wohnung und alles sah noch so aus wie vor einigen Wochen. Müde zog er sich die dreckigen Schuhe aus, wollte die Wohnung nicht verschmutzen und dann erst wagte er es, über die Schwelle zu treten. Und kaum fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, schien sämtliche Energie seinen Körper zu verlassen. Schwankend schleppte er sich die letzten Schritte bis zum Sofa und sackte drauf regelrecht zusammen. Den Mantel hielt er dabei noch immer fest umklammert. "Tristan...es...es tut mir leid." Die ersten Worte, die er leise gekrächzt herausbrachte. Nicht alles, was er gerne sagen würde, aber für alles andere fehlten ihm die Worte. Dafür war das Chaos in ihm gerade noch zu groß. |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 21.10.24 0:03 | |
| Sie mussten ein seltsames Bild abgeben, wie sie da so durch die nächtlich-leeren Straßen und Gassen gingen: Tristan, der ohne seinen Mantel nur noch einen beigen Pullover trug und somit eindeutig zu leicht bekleidet war – und Aidan, der beständig hinter ihm blieb, in den sauberen Mantel gehüllt, während seine Füße in verdreckten Schuhen steckten. Dass Aidan die Hand scheu ausstreckte, nach Tristan greifen wollte und es dann doch nicht tat, bemerkte der Dämon nicht. Zu sehr war er in eigene Gedanken verstrickt, in der Sorge, wie es nun weitergehen würde. Würde Aidan bleiben? Wieder verschwinden? Seine Sachen packen und zu dem Platz zurückkehren, den er sich die vergangenen Wochen als Schlafplatz auserkoren hatte? Und während Tristan so darüber sinnierte, welche Möglichkeiten es gab, um die Hoffnung ja nicht zu sehr keimen zu lassen, lauschte er immer wieder nach hinten. Aidans Sohlen waren leise, viel leiser als seine eigenen. Nur hin und wieder meinte Tristan, ein Schniefen hinter sich zu vernehmen, das ihm verriet: das Mischlingswesen ging noch immer hinter ihm. Den ganzen Weg über sorgte Tristan sich, dass Aidan es sich doch noch anders überlegen und unbemerkt wieder verschwinden könnte, und doch brachte er es nicht über sich, den Gefiederten aufzufordern, neben oder gar vor ihm zu gehen.
Der Weg zu ihrem gemeinsamen Zuhause zog sich endlos, und doch war Tristan irgendwie überrascht, als sie vor der Haustür standen. Er kramte in seiner Hosentasche, zog den Schlüssel hervor und ließ sie in die Wohnung. Eigentlich war es drinnen kühl .. doch im Vergleich zu draußen war es angenehm warm. Tristan streifte sich erst in der Wohnung die Schuhe von den Füßen, und wartete, bis Aidan ebenfalls eingetreten war. Dann ließ er die Tür los, die von selbst ins Schloss fiel. Das Geräusch schien vor allem bei Aidan die letzten Energie-Reserven aufzubrauchen. Der zierliche Mischling sackte auf der Couch förmlich in sich zusammen, und die Worte waren kaum verständlich. Tristan betrachtete Aidan, entdeckte feuchte, helle Spuren auf Aidans Wangen, deutlich zu sehen im Staub der Straße, der an Aidan haftete. Tristans Herz zog sich bei diesem Anblick zusammen, und er wandte den Blick ab. „Ich weiß“, antwortete er schließlich mit leiser, rauer Stimme. Nach endlosen Sekunden des Schweigens fügte er hinzu: „Mir auch.“ Dann verließ er den Raum, ging auf leisen Sohlen ins Badezimmer. Auch, wenn Aidan so erschöpft gewirkt hatte, er würde sich bestimmt besser fühlen, wenn er geduscht war und in frischer Kleidung steckte. Also legte Tristan alles bereit, was Aidan brauchen könnte: frische Kleidung, Unterwäsche, zwei Handtücher – eins für die Haare und die Schwingen, eins für den Körper –, Aidans Haarbürste. Zahnbürste und Zahnpasta. Die Kleidung hängte er auf die Heizung, und nach kurzem Zögern drehte er die Heizung auf, damit Aidan in bereits warme Kleidung schlüpfen könnte. Bevor er das Bad verließ, atmete Tristan tief durch und grub die Hände in die Haare, betrachtete sich kurz im Spiegel. Auch er sah müde aus, die vergangenen Wochen waren definitiv nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Auch er könnte eine Dusche vertragen, jemanden, der ihn umsorgte und sicherstellte, dass es ihm gut ging. Doch er würde Aidan das Bad allein überlassen. In seiner alten Dusche waren sie sich das erste Mal näher gekommen. Nein, war er Aidan das erste Mal gefährlich nah gekommen, hatte kaum die Begierde zügeln können, die ihn überkommen hatte. Nicht nur einmal waren sie danach in ähnlich schwierige Situationen geraten, und doch hatten sie schließlich beschlossen, die Hütte im Wald hinter sich zu lassen und nach einer Bleibe zu suchen, die ihrer beider Zuhause werden könnte.
Nachdenklich und seltsam zerknirscht kehrte Tristan nach unten zurück. Bis er Aidans hellen Schopf auf der Couch erblickte, bangte er, dass der Mischling wieder verschwunden sein könnte ... und doch konnte er seine Erleichterung darüber, dass Aidan noch immer an Ort und Stelle saß, keinen Ausdruck verleihen. Stattdessen trat er an ihn heran, und kniete sich – wie damals – vor die Couch. Wortlos und dabei sanft, aber bestimmt, löste er Aidans verkrampfte Hände aus seinem Mantel, um diesen an die Garderobe zu hängen. „Du solltest duschen gehen“, meinte er schließlich leise, als hätte er Angst, Aidan mit zu lauter Stimme sofort wieder vertreiben zu können. „... ich kümmere mich solange um Abendessen.“
Die Distanz zwischen ihnen machte Tristan zu schaffen. Und doch war er es, der sie aufrechterhielt, indem er sich selbst beschäftigte, sich nicht einfach zu Aidan setzte und ihn in den Arm nahm. Die alte Mauer war wieder da. Weniger stabil, bröckelnd und ächzend, und doch: Tristan hatte die Mauer um sein Herz wieder hochgezogen, den Schmerz in seiner Brust erstickt, wann immer es ging. Wie sollte er jetzt mit der Situation umgehen? Wie konnte er damit umgehen? Er hatte es verbockt, und nun war Aidan zwar wieder da, und doch war es nicht wie vorher. Wie nur sollten sie diese Mauer, diese Kluft zwischen ihnen, wieder abbauen? |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 27.10.24 23:45 | |
| Er wartete angespannt, während er die Nase fest im Mantel vergrub. Wartete auf eine Antwort und als die leisen Worte fielen, da seufzte er noch leiser in den warmen Stoff. Tristan tat es auch leid...das war seltsam beruhigend zu hören. Sie hatten sich gestritten und sie bereuten es beide. Dennoch wagte er es nicht, den Blick dem Dämon zu zuwenden. Starrte lieber auf die eigenen Fingerspitzen, während ihm die Lider mit jeder Minute schwerer wurden. Er bemerkte noch nicht einmal wie Tristan den Raum verließ, erst als er zu lange zu still blieb sah Aidan sich panisch um, konnte Tristan im Wohnzimmer aber nirgendwo mehr finden. Die zarten Finger krampften sich fester um den Mantel und mit einem Schluchzen verbarg er das ganze Gesicht erneut in dem warmen Stoff. Was hatte er denn bitteschön erwartet? Dass Tristan ihn einfach in die Arme schließen und ihm sagen würde, dass alles wieder gut war? Dass man ihn hielt und ihm leise zuraunte, dass man ihn doch immer noch lieb hatte und man sich freute, ihn wieder bei sich zu haben? Nein, stattdessen hatte man ihn einfach alleine auf der Couch sitzen lassen, hatte ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlassen und den Engel seiner Verzweiflung und Angst überlassen. So glaubte es zumindest Aidan in diesem Moment, der nicht mitbekommen hatte, dass Tristan in Richtung Bad verschwunden war, um für ihn alles vorzubereiten.
So kauerte er sich nur eng zusammen und drückte die Schwingen fest an den Körper, um sich selbst etwas Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln, während heftige Schluchzer die schmalen Schultern immer wieder erzittern ließen. Und ganz plötzlich war da eine vertraute Präsenz vor ihm. Er musste dafür nicht aufsehen, er konnte Tristan einfach spüren und er blinzelte , als starke Hände bestimmt versuchten, seine Finger vom Mantel zu lösen. Instinktiv griff er noch etwas fester zu und versuchte jedes Schniefen zu unterdrücken, blinzelte die Tränen aus den Augen und presste die Kiefer fest aufeinander, um zu verbergen, wie sehr ihm die Zähne klapperten.
Als Tristan es letztlich doch schaffte, ihm den Mantel abzunehmen, kam er sich auf eine seltsame Art und Weise beraubt vor. Dem bisschen Nähe und Geborgenheit beraubt, die ihm der Mantel und Tristans Duft daran vermittelt hatte. Gerötete Augen sahen Tristan unglaublich verloren an und Aidan zog sich in Ermangelung eines besseren Ersatzes eines der Sofakissen heran und klammerte sich nun stattdessen daran. Immerhin, auch an diesen haftete Tristans Geruch und näher würde er ihm im Moment kaum kommen. „Duschen?“ krächzte er leise und brauchte ein paar Momente, bis er genügend Energie gesammelt hatte, um sich langsam zu strecken und aufzustehen. „D-danke...für...für das Abendessen, Tristan. Bis...gleich?“ Er wartete noch einen Augenblick und schlürfte danach erschöpft ins Badezimmer.
Wohltuende Wärme schlug ihm entgegen und mit Erstaunen sah er die frische Kleidung und die Handtücher, die bereits auf ihn warteten. Er schluckte gegen den Kloß im Hals an und schlüpfte aus der verdreckten Kleidung, warf sie in den Wäschekorb für die Dreckwäsche und trat unter die geräumige Dusche. Sie hatten sich extra für eine große Duschkabine entschieden, in die Aidan ohne Probleme auch mit den Schwingen passte, ohne dass es unangenehm eng wurde. Er drehte das Wasser auf und wenig später prasselte das heiße Wasser wohltuend auf seinen durchgefrorenen Körper hinab. Mit geschlossenen Augen hielt er das Gesicht in den Strahl und stand einfach nur genießend da. Erst dann begann er nach Duschgel und Schwamm zu greifen und sich gründlich abzuschrubben, bis sich seine Haut stellenweise rot färbte. Auch die Schwingen wurden nicht weniger sanft behandelt, in dem verzweifelten Versuch den tiefsitzenden Dreck loszuwerden. Und obwohl er sah, wie der Dreck mit dem Schaum zusammen verschwand und den Abfluss hinab gespült wurde, er kam sich noch immer unfassbar schmutzig vor, als er die Dusche verließ und sich abtrocknete. Er ließ sich mehr Zeit als nötig, lehnte sich einige Minuten gegen die Heizung und ließ die Federn trocknen, bevor er sich fertig machte und das Bad verließ. Leise schlich er zurück und wurde von dem herzhaften Geruch frischer Hühnerbrühe in die Küche gelockt. Er spähte um die Ecke und entdeckte Tristan am Herd, wie er noch etwas Gewürz an die Suppe gab und abschätzend abschmeckte. Scheinbar war er zufrieden mit dem Ergebnis und Aidan musste ein wenig lächeln. „Das riecht sehr lecker. Danke.... Ich..ich wäre auch mit Brot schon glücklich gewesen...also...vielen Dank für die zusätzliche Mühe..“ Scheu blieb er stehen und blickte zu Tristan hinüber, haderte mit der Frage, die ihm auf der Zunge brannte, atmete tief durch und rang sich doch dazu durch: „Essen wir gemeinsam?“ |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 04.11.24 19:07 | |
| Sie beide brauchten Halt, irgendetwas, an das sie sich klammern konnten. Tristan flüchtete sich in Aktion. Hauptsache, irgendetwas tun, um den rastlosen Gedanken zu entkommen. Aidan hingegen klammerte sich an physische Dinge, erst Tristans Mantel, dann das Sofakissen. Tristan beobachtete jede Bewegung des Mischlings aufmerksam. Er hatte das Sofakissen so fest im Arm, dass der Dämon bei einem Lebewesen Sorge gehabt hätte, dass es zerquetscht werden könnte. Gleichzeitig aber schien Aidan so kraftlos und erschöpft, wie er ihn lange nicht gesehen hatte – und gleichzeitig irgendwie so, wie auch Tristan sich fühlte. Der Blick in den Spiegel, als er Aidan das Badezimmer für eine warme Dusche vorbereitet hatte, hatte ihm dunkle Ringe unter den Augen gezeigt. Auch ihm sah man die Erschöpfung an, wenngleich nicht so deutlich wie dem Gefiederten. Tristan ahnte, dass das Leben des Mischlings der vergangenen Wochen um einiges anstrengender gewesen war als sein eigenes. Aidans Blick schmerzte ihn, appellierte an ihn, den Mischling einfach in die Arme zu schließen, ihnen beiden einen Moment der Nähe zu gewähren ... doch er konnte nicht. Noch nicht. Zu sehr fürchtete er sich davor, dass Aidan bis zum nächsten Morgen einfach wieder verschwunden sein könnte. Zu sehr fürchtete es ihn, dass die mühsam errichtete Mauer durch den kleinsten Federstreich einstürzen könnte.
Wieder fuhr sich der Dämon durch die Haare, als er Aidan dabei beobachtete, wie er sich gen Bad schleppte. Als Tristan hörte, wie Aidan die Tür hinter sich schloss, wagte er es, auszuatmen. Erst jetzt bemerkte er, dass er die Luft angehalten hatte. Sein Blick fiel auf die Wohnungstür und er zögerte. Würde Aidan einfach wieder verschwinden, sobald er die Chance dazu bekam? Wie ferngesteuert ging Tristan zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Im ersten Impuls zog er ihn sogar ab, um ihn sich in die Tasche zu stecken – stattdessen hielt er inne, steckte den Schlüssel wieder ins Schloss und ließ ihn da. Abschließen war eine Sache, Aidan direkt einzusperren die andere. So sehr Tristan auch dafür sorgen wollte, dass Aidan nicht unbemerkt verschwinden würde ... nein, ihm zu verwehren, die Wohnung zu verlassen, konnte nicht der richtige Weg für sie beide sein.
Während Aidan duschte, bereitete Tristan eine Gemüsesuppe zu. Er schnippelte Zwiebeln, Karotten, Kartoffen und etwas Knollensellerie. Gedankenverloren lauschte der Dämon dem Prasseln im Bad. Aidan ließ sich Zeit – das war gut. Gab ihnen beiden einen Moment, um durchzuatmen. Plötzlich durchfuhr Tristan ein beißender Schmerz und er zuckte zurück, ließ das Messer auf die Arbeitsfläche fallen und blickte auf seine linke Hand. Kleine Tropfen Blut traten aus einem Schnitt am Zeigefinger hervor, und Tristan fluchte leise. Die Pflaster waren alle im Bad, doch das war jetzt offensichtlich besetzt. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Finger erstmal unter kühlem Wasser abzuspülen und ihn sich anschließend in den Mund zu stecken, um die Blutung zu stoppen. Währenddessen warf er das bisher geschnittene Gemüse in den Topf, um es anzudünsten. Schließlich nahm er das Messer wieder zur Hand, und – vorsichtiger diesmal – beendete seine Schnippelarbeiten.
Gerade als Tristan die Suppe final abschmeckte, hörte er plötzlich Aidans Stimme hinter sich. Für einen Moment hielt er inne, bevor er sich dem Mischling zuwandte. Ohne die staubige Kleidung sah er noch schmaler aus als zuvor, und wenn Tristan sich nicht täuschte, waren auch seine Schwingen wieder in Mitleidenschaft gezogen worden. Irgendwie wirkte Aidan fast ein wenig verloren, wie er da stand. Die weißen, noch feuchten Haare fielen ihm über die schmalen Schultern, und Tristan hätte sie dem Mischling nur zu gern hinter die Ohren gestrichen. Auf Aidans ‚Brot hätte auch gereicht’ entkam ihm dennoch ein Schnauben. Er wusste, dass Aidan mit einfachem Essen zufrieden war. Doch er lebte nicht mehr fernab von der Zivilisation, und er hatte gehofft, dass der Mischling irgendwann zurückkehrte. Bei diesem Wetter und den Temperaturen war eine warme Suppe neben einer Dusche das beste Mittel, um sich wieder aufzuwärmen. Also war Tristan vorbereitet und hatte in den vergangenen Wochen nicht nur einmal Suppe gekocht – auch, um sich selbst aufwärmen zu können, wenn er mal wieder die Straßen und Gassen nach Aidan abgesucht hatte.
Wortlos wandte er sich von Aidan ab und nahm zwei Suppenschüsseln aus dem Schrank. Diese füllte er erstmal zur Hälte – in dem festen Vorhaben, zumindest Aidans Schüssel mindestens ein Mal nachzufüllen. Eine der Schüsseln drückte er Aidan in die Hände, holte noch zwei Löffel und ging zum Tisch. „Ich werde hier essen”, meinte er, während er die Schüssel abstellte, einen Löffel in seine Schüssel gleiten ließ, den anderen am Platz gegenüber ablegte. Er blickte sich zu Aidan um, der noch immer so verloren wirkte wie zuvor. Tristan seufze, schob den Stuhl zurück und setzte sich. „Du darfst mir gern Gesellschaft leisten, wenn du möchtest.” Damit schob er sich den ersten Löffel der noch viel zu heißen Suppe in den Mund. |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 04.11.24 20:06 | |
| Ihrer beider Ängste ähnelten sich auf erschreckende Weise. Wo Tristan fürchtete, dass der Mischling am nächsten Morgen verschwunden sein könnte, so fürchtete Aidan sich davor, ersetzt worden zu sein. Fürchtete, dass jeden Moment jemand neues durch die Tür kommen könnte, der von Tristan freudestrahlend in den Arm genommen werden würde. Darum ging auch Aidan nicht einfach auf Tristan zu und schmiegte sich an seine Brust, wie er es tief im Inneren gerne tun würde. Er würde sich so gern einfach an Tristans Seite schmiegen, während er am Herd stand und die Suppe umrührte. Würde ihm gerne leise ins Ohr raunen, wie gut alles roch und wie sehr man sich auf das Essen freute. Stattdessen stand er da und hatte das Gefühl zu fallen. Alles fühlte sich schrecklich an. Der Streit und die darauffolgende Wut waren schon schlimm gewesen, aber das hier...das war kaum auszuhalten. Diese Kälte und Distanz, dieses furchtbare Gefühl, sich in diesen Wochen völlig voneinander entfremdet zu haben. Er konnte Tristan nicht mehr einschätzen und das trieb ihn nur tiefer in seine eigenen Ängste und Zweifel. Würde man ihn von sich stoßen, wenn er Nähe suchte? Ihn anschreien und ihm sagen, dass er sich fernhalten sollte? Völlig überrumpelt starrte er auf die Suppenschüssel, welche ihm plötzlich in die Hände gedrückt wurde und er sah noch recht unsicher Tristan hinterher. Sah zu, wie dieser sich an den Esstisch setzte und den Löffel, der für Aidan bestimmt war, auf den Platz gegenüber legte. Während Tristan sich bereits den ersten Löffel in den Mund schob, stand Aidan noch immer an Ort und Stelle und starrte auf seine Schüssel hinab. Natürlich wollte er Tristan Gesellschaft leisten, aber er konnte nicht herauslesen, ob Tristan selbst das denn auch wollte. Mit leisen, vorsichtigen Schritten bewegte sich auch letztlich der Mischling zum Tisch, setzte sich noch recht unsicher auf den Platz und nahm den Löffel zur Hand. Sein Magen knurrte laut und zerriss die Stille zwischen ihnen. Er hatte in den letzten Tagen nicht viel in den Magen bekommen und erst recht nichts so herrlich warmes und wohltuendes. Dass der erste Löffel ihm die Zunge verbrannte ignorierte er getrost, zu groß war der Hunger, der plötzlich über ihn herfiel. In Rekordzeit schaufelte er Löffel um Löffel der Suppe in sich hinein und sah recht bald mit etwas Bedauern auf den leeren Grund der Schale. „D-Danke..das war lecker.“ , sein Magen antwortete darauf mit einem weiteren Grummeln, noch lange nicht vollends gesättigt , aber schon wesentlich zufriedener. Die Wärme im Bauch tat gut und Aidan genoss das Gefühl einige Sekunden lang still mit geschlossenen Augen. Er hätte sich zu gerne über den Tisch hinweg gebeugt und sich mit einem Küsschen bedankt, das war immer das, was er zuvor immer gerne getan hatte. Unterm Tisch zuckten seine Füße und scheu schob er einen Fuß weit genug heran, um Tristans Zehenspitzen flüchtig mit den eigenen berühren zu können. „Tristan..“ , begann er leise, aber bereits da brach ihm die Stimme weg und er sah betrübt auf den Tisch hinab, räusperte sich leise und klammerte sich an der Tischkante fest. Warum war ihm der Hals jetzt schon wieder so rau und trocken? Ihm lagen so viele Dinge auf der Zunge, die er gerne sagen und fragen würde, aber nichts davon schaffte es ihm über die Lippen. Wird mit uns wieder alles gut? Ich habe dich vermisst. Hasst du mich? Ich möchte wieder bei dir sein. Ich hatte doch nur Angst dich zu verlieren Es tut mir leid, dass ich nicht genug bin. „Du...du hast dir ja in den Finger geschnitten...Ich...ich hol dir ein Pflaster, warte.“ Aidan stand auf und stürmte regelrecht an Tristan vorbei zurück ins Bad. Dort angekommen atmete er einige male tief durch und begann dann nach dem Erste Hilfe Kasten zu suchen. Zum Glück befand sich dieser noch immer in dem selben kleinen Wandschrank und Aidan holte fix eines der vielen Pflaster heraus. Er hatte den Schnitt an Tristans Finger bemerkt, während er ihm völlig in Gedanken versunken auf die Hände gestarrt hatte. Hände, die ihn immer so sanft und doch fest gehalten hatte, die ihm zärtlich durch Haar und Federn streichelten und ihm kleine Schauer über den Rücken rieseln ließen. Hände, nach deren Halt er sich sehnte. Er raffte sich auf, atmete tief ein und ging zurück zum Esstisch und blieb vor Tristan stehen. „Zeig her. Ich machs dir drum. Du..du bleibst sonst wieder irgendwo hängen und reißt dir alles auf...“ |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 07.11.24 22:14 | |
| Über ihnen lastete eine Schwere, die ihnen beiden zu schaffen machte. Erst Aidans Magen, der die Stille zwischen ihnen laut durchbrach, schien die Schwere ein wenig zu heben und die Suppe in den Fokus zu rücken. Zumindest in Aidans Fokus. So schnell hatte Tristan den Mischling selten seine Schüssel leeren sehen. Er selbst hatte – nachdem er sich beim ersten unachtsamen Löffel die Zunge etwas verbrannt hatte – jeden Löffel erst gründlich kühl gepustet und hatte seine Schüssel noch nicht geleert. Gerade wollte er Aidan sagen, dass genügend Suppe da sei und er sich ruhig noch eine Portion nehmen könne (oder einfach so viel, wie er eben brauchte), da ergriff Aidan das Wort. ‚Das war lecker’ – glaubte er etwa wirklich, er würde mit einer halben Schüssel satt werden? Nein, nicht mit Tristan! Gerade wollte der Dämon Aidan zu mehr Suppe verdonnern – verärgert darüber, dass er so genügsam war und ihm ja nicht zur Last fallen wollte –, da hob der Gefiederte erneut die Stimme. Sein Name. Der Impuls, Aidan zurechtzuweisen, erstickte und Tristan wartete, was der Weißhaarige zu sagen hatte ... doch der blieb stumm, starrte auf die Tischplatte, an der er sich festklammerte. Es arbeitete in ihm, das konnte Tristan nur zu deutlich sehen.
Plötzlich sprang Aidan auf, und perplex starrte Tristan ihm hinterher. Ein ... Pflaster holen? Er schüttelte den Kopf. Das war sicher nicht das, was Aidan so schwer auf der Seele lag, und doch: seine eigene Mauer bröckelte. Ihm war bewusst, dass Aidan vielleicht einfach vom Tisch geflohen war und ein Pflaster eine willkommene Ausrede war, doch er wusste auch, dass der Mischling bei vergangenen Verletzungen ähnlich fürsorglich und schnell reagiert hatte, selbst, wenn Tristan sie als nichtig abgetan hatte. Während Aidan im Bad verschwunden blieb, stand Tristan vom Tisch auf und füllte Aidans Suppenschüssel nach. Er konnte einfach noch nicht satt sein! Nicht nach Wochen auf der Straße.
Als Aidan, mit einem Pflaster bewaffnet, zurückkehrte, saß Tristan längst wieder auf seinem Stuhl und schlürfte mehr Suppe in sich hinein. „Ist schon gut”, wollte er abwiegeln, doch dann erkannte er, dass er Aidan in seinem Tun gerade kaum stoppen konnte, wenn er ihn nicht noch weiter von sich wegstoßen wollte. Also ließ er den Löffel seufzend in die Suppenschüssel sinken, wandte sich Aidan zu und hielt ihm die Hand mit dem verletzten Finger hin. „Hier. Und danach iss nochmal was”, brummte er.
Während Aidan ihm das Pflaster um den Finger wickelte – mit kühlen, grazilen Fingern, die Tristan so gerne mochte, die ihn so oft an den Rand der Beherrschung getrieben hatten, ohne, dass Aidan das wirklich beabsichtigt hatte – war ihm der Engel so nah wie lange nicht. Tristan stieg der vertraute Geruch von Duschgel und Shampoo in die Nase, und doch lag darunter ganz unverkennbar Aidans Duft, den er in den vergangenen Wochen so sehr vermisst hatte. Aidans Haare kitzelten leicht über Tristans Unterarm, hinterließen feuchte Spuren, die bald verblassten. Der Dämon schluckte, wandte den Blick ab. Er wollte den Engel an sich ziehen, auf seinen Schoß, wie er es vor ihrem Streit getan hätte. Die empfindliche Haut im Nacken küssen, bis sich eine feine Gänsehaut bildete. Stattdessen ließ er Aidan die Hand nach der Verarztung noch einige Momente, und zog sie dann zurück. „Deine Suppe wird kalt”, erinnerte er Aidan an die nachgefüllte Schüssel. Seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten rötlich – doch nicht vor Wut, vielmehr vom zurückkehrenden Verlangen, diesem Wesen nah zu sein. Und doch: er durfte nicht. Selbst vor ihrem Streit hatte er Aidan damit häufig genug verschreckt, dieses Risiko würde er jetzt auf keinen Fall eingehen. Also schloss Tristan die Augen, stopfte mental heruntergefallene Steine zurück in die bröckelnde Mauer und atmete tief durch. Als er die Augen wieder öffnete, war die Regung verschwunden. Dann fiel ihm noch etwas ein. Mit Blick auf das Pflaster gab er ein leises „Danke” von sich, bevor er seinen eigenen Löffel wieder zur Hand nahm. Auch sein Magen, geweckt von den bisherigen Löffeln Suppe, grummelte nun hungrig. |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 12.11.24 21:42 | |
| Aidan stand mit klopfenden Herzen da und er war schon kurz davor sich zu entschuldigen, als Tristan ihn schon abwiegeln wollte. Es war nur ein kleiner Schnitt, natürlich fand Tristan sein gebaren da völlig übertrieben und die Schwingen sanken schon ein wenig herab, als man ihm dann doch noch die Hand entgegen streckte. Für einen kurzen Moment zuckten Aidans Mundwinkel nach oben und er zögerte nicht lange, zog die Papierschichten von den Klebeflächen und winkelte das Pflaster sanft und sorgfältig um Tristans Finger. Ließ die eigenen Fingerspitzen flüchtig und federleicht über Tristans Haut streichen. Es fühlte sich fast schon wie etwas verbotenes an und er genoss es. Es waren nur ein paar Augenblicke und doch tat es gut, Tristan wenigstens kurz etwas nahe sein zu dürfen. Als man ihm die Hand wieder entzog, blinzelte Aidan mit einem leisen Seufzen auf die eigenen Finger hinab. Wie gerne hätte er Tristans Hand einfach festgehalten, hätte ihn daran gehindert, ihm diese wieder zu entziehen, um ihn noch ein wenig länger berühren zu können. "Bitte." , antwortete er auf das leise Danke des Dämons und setzte sich dann zurück an den Tisch. Natürlich lag Tristan mit seiner Vermutung Goldrichtig, Aidan war noch lange nicht gesättigt und lediglich zu eingeschüchtert, um nach einem Nachschlag zu fragen. Darum schenkte er Tristan einen dankbaren Blick, zog die Schale an sich heran und nahm den Löffel erneut zur Hand. Diesmal konnte er die Suppe schon etwas besser Genießen, aß in Ruhe und nicht mehr so hastig wie zuvor. Noch immer schwirrten ihm viel zu viele Dinge durch den Kopf und sein Blick verlor sich immer wieder im Nichts, oder sah still zu Tristan hinüber, beobachtete jede Bewegung seiner Hände. Er würde alles geben, um diese Hände wieder in seinen Schwingen zu spüren. Ein Schauer rann ihm bei diesen Erinnerungen über den Rücken und für den kurzen Moment wurde das Blau seiner Augen etwas dunkler und er sah schnell zur Seite. Irrte er sich, oder hatten auch Tristans Augen vorhin kurz rot geglüht? Vor Wut...oder...doch etwas anderem? Konnte es tatsächlich sein, dass auch Tristan die selbe Empfindung gespürt hatte? Die gleiche Sehnsucht nach Berührung? Er sollte lieber nicht zu viel hoffen...
In Stille aß Aidan seine Suppe auf und ließ den Löffel in die Leere Schüssel sinken, stand auf und brachte seine Schüssel zur Spüle, um sie direkt abzuwaschen. Er brauchte einfach eine Aufgabe, um seine Gedanken zu ordnen und um Mut zu sammeln. Mut, um sich Tristan zu zuwenden und ihm diesmal direkt in die Augen zu sehen. „Wie....wie lange darf ich bleiben?“ Eine Frage, die Aidans größter Angst endlich einen Ausdruck verlieh. Die Angst davor, am Ende wieder gehen zu müssen, nur kurz bleiben zu dürfen. „Ich...ich möchte nicht wieder fort, Tristan.“ , leise gewisperte Worte in denen so viel mehr mitschwang. Ich möchte nicht von dir wieder fort. Ich möchte bei dir bleiben. Ob der Dämon verstand, was er eigentlich ausdrücken wollte? |
| | | Tristan Okami
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 18.11.24 14:55 | |
| Die Erleichterung in Aidan, dass er für das Pflaster nicht abgewiesen worden war, war nur zu offensichtlich – und so seltsam es sich auch anfühlte mit all den unausgesprochenen Dingen zwischen ihnen, so schön war es, den Mischling so nah bei sich zu wissen. In diesen Sekunden wirkte er wie der alte, verschmuste Aidan. Selbstbewusst, besorgt um Tristans Wohlergehen. Erst jetzt fiel Tristan auf, wie vorsichtig und leise Aidan sich bewegte, seit er zurück war. Als hätte er Angst, auch nur minimal zu viele Geräusche von sich zu geben. Ob dieses Gedankens runzelte Tristan die Stirn, doch er schaffte es nicht, diesem Gedanken zu folgen und zur Ursache vorzudringen. Stattdessen lauschte er dem Klappern ihrer beiden Löffel, hinter dem die Stille zwischen ihnen dröhnte. Ihr Schweigen lastete schwer auf Tristan, und doch hatte er keine Worte, um sie zu durchbrechen. Also schwiegen sie ein angstvolles Schweigen. Immer wieder spürte Tristan den Blick des Mischlings auf sich, und auch er selbst betrachtete den weißhaarigen Mann vor sich immer wieder. Allmählich kehrte ein wenig Farbe in seine Wangen zurück, fand Tristan, und es stand ihm außerordentlich gut. Die warme Suppe schien ihnen also beiden gut zu tun. Und seine Augen ... worüber sinnierte der Mischling nur nach? Als Aidans Blick seine Hände streifte und die Augen prompt noch ein wenig dunkler wurden, ahnte Tristan, was dem Gefiederten durch den Kopf spukte. Bevor Tristan jedoch einen Kommentar dazu abgeben konnte, unterbrach Aidan plötzlich das Schweigen. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Moment glaubte Tristan, sich verhört zu haben. Wie lange Aidan bleiben durfte? Das konnte er ja wohl nicht ernst meinen! Wut flackerte auf, die Tristan mühsam zurück drängte. Nein. Nicht jetzt. Nicht, während Aidan so verletzlich vor ihm auf dem Stuhl saß und darauf wartete, dass er ihn einfach wieder hinauswarf. Die nächsten Worte nahmen ihm auch schon jeden Wind aus den Segeln. Die Wut sackte in sich zusammen wie ein Ungetüm, dem man den finalen Stoß verpasst hatte. Daher wehte also der Wind. Deshalb bewegte Aidan sich wie auf Eierschalen durch die Wohnung und traute sich nicht, selbst Suppe nachzunehmen.
Tristan fuhr sich durch die blauen Haare, dann erhob er sich mit seiner Schüssel und holte sich selbst noch eine zweite Portion – eine Mischung aus Zeit schinden und tatsächlich noch nicht genug im Magen, schließlich hatte er zuvor nur Aidans Schüssel nachgefüllt. Eigentlich hätte er auch einfach den Topf auf den Tisch stellen können ... Als er sich wieder setzte, schien ihm Aidan komplett in sich zusammengesunken und Tristan stieß ein Seufzen aus. Schließlich meinte er ruhig: „Du darfst so lange bleiben, wie du möchtest.” Also so lange, wie du es mit mir aushältst. „Wag es nur nicht, wieder einfach so zu verschwinden.” Bei diesen Worten sah er Aidan ernst an. Er wollte eine Drohung aussprechen, Aidan zeigen, wie ernst es ihm war, doch er hielt sich zurück. Drohungen würden nicht helfen, und auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich Sorgen um den Mischling gemacht hatte. Er hatte schon gesehen, wie er ihn tot oder schwer verletzt irgendwo in einer Gasse finden würde. Das wollte er nie wieder denken müssen! Gerade bei Aidan, der von allen gemieden wurde ... bei Aidan, den er an seiner Seite gewollt hatte, dessen Verschwinden ihn so sehr aus der Bahn geworfen hatte. Aidan, der seine Mauern eingerissen hatte, die er nach Minatos Ermordung errichtet hatte, um nie wieder einem Wesen so nah zu kommen. Tristan seufzte schwer, legte den Löffel auf den Tisch. Nun war ihm der Hunger doch vergangen. „Du darfst bleiben, so lange du möchtest”, wiederholte Tristan eindrücklich. Dann erhob er sich mit einem Ruck und trug seine Schüssel an den Herd, um sie auf der Arbeitsfläche daneben abzustellen. Schließlich meinte er leise, mehr zu sich selbst als direkt an Aidan gewandt: „Ich möchte, dass du bleibst. In Sicherheit, im Warmen. Hier.” |
| | | Aidan Fáelan
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it 18.11.24 19:02 | |
| Sein Herz raste in seiner Brust und hämmerte wild gegen die Rippen, während sich seine Lunge schmerzhaft zusammenkrampfte und ihm wieder einmal das Gefühl gab, gleich ersticken zu müssen. Er nahm es fast schon als Ablehnung auf, als Tristan einfach aufstand und zum Herd ging. Ihn mit seinen Fragen alleine und unbeantwortet zurück ließ. Entmutigt sackte er in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Es war also doch alles hoffnungslos. Er hatte es komplett verbockt mit seinem bescheuerten Wutausbruch und dem unüberlegten Verschwinden. Wahrscheinlich überlegte Tristan gerade, wie er ihm am Besten sagte, dass er mit dem anderen nun zusammen war und man ihn hier in ein paar Tagen wieder raus haben wollte. Und dann drangen Tristans Worte langsam zu ihm durch. Sickerten langsam in seinen angsterfüllten Verstand und lösten den eisigen Griff um seine Brust. Er...durfte bleiben?! So lange er wollte? Aidan ließ die Hände langsam sinken, sah Tristan mit einer Mischung aus Unglauben, Erleichterung und Hoffnung an. "Ich haue nicht nochmal ab...solange du nicht willst, dass ich gehe. Ich...Tristan...ich bin froh, wieder hier zu sein." Diese Worte kosteten ihm einiges an Überwindung und es tat so unfassbar gut, sie endlich auszusprechen. Es war, als wäre ihm eine kleine Last von der Seele gefallen und er sah Tristan mit einem schüchternen Lächeln an, richtete sich unbewusst wieder etwas mehr auf und auch die dunklen Schwingen drückten sich nicht mehr so fest an seinen Rücken. Ein leichtes Zittern ging durch ihn und die Federn raschelten leise, bevor er tief durchatmete und sich entspannte. Tristan wollte ihn gar nicht vertreiben und das ...fühlte sich gut an. Die Bestätigung zu haben, dass man ihn doch noch hier haben wollte. Sein Blick folgte dem Dämon, als er mit der vollen Schale wieder zurück an den Herd ging und auch wenn Tristan die Worte mehr zu sich selbst murmelte, so nahm Aidan sie dennoch wahr und sein Herz flatterte ein wenig. Leise stand er auf und folgte dem Dämon, blieb einen halben Meter hinter ihm stehen. „Ich....hab dich vermisst Tristan. Hinter all der Wut..habe ich dich immer vermisst.“ Die Mauer zwischen ihnen bröckelte und bekam erste Risse und Aidan ...verdammt...er wollte Tristan einfach wieder Nahe sein dürfen. Wollte sich an seine Brust werfen und sich in seine Arme schmiegen, auch wenn er wusste, dass es dafür erst noch eine Aussprache bedurfte. Aber er war derjenige gewesen, der Tristan an den Kopf geworfen hatte, dass man nichts mehr von ihm wissen wollte, ihn nicht mehr sehen und der dann einfach aus der Wohnung gestürmt war..also sollte er wohl auch derjenige sein, der auf Tristan zu ging? „Ich hatte nur solche Angst...dass du mich nicht mehr hier haben möchtest...dass du mich jetzt hasst.“ |
| | | Gesponserte Inhalte
| Thema: Re: Take me back, I fuckin' hate it | |
| |
| | | | Take me back, I fuckin' hate it |
|
| Befugnisse in diesem Forum | Sie können in diesem Forum nicht antworten
| |
| |
| |
|